Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis?

Wie weiter im "Aufgabenfeld Gesundheit und Pflege" des Bündnisses für Familie?


Aktueller Sachstand      

Unter dem Eindruck des aus meiner Sicht recht enttäuschenden Vortrags einer Studierendengruppe der Hochschule Fulda zum Thema "Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis" während des Handlungsfeld-Treffens am 23.05.2017 und erst recht aufgrund des darauf folgenden (gesteuerten) Medienechos, habe ich einmal versucht, den tatsächlichen Sachstand der lokalen Aktivitäten nüchtern zu dokumentieren. Das Protokoll meiner Recherchen kann man hier nachlesen. Mein erster Verdacht daraufhin: Ein "gutes Leben mit Demenz" führen im Vogelsbergkreis vielleicht besonders diejenigen, die selbst nicht betroffen sind und sich seit Jahren von Arbeitsgruppen und InitiativenWissenspoolsFachforenExpertengremienSachverständigenrätenEnquetekommissionen etc. nicht aus ihrem gewohnten Arbeitsrhythmus bringen lassen wollen, obwohl von allen Seiten ihrem gewohnten Arbeitsrhythmus bringen lassen wollen, obwohl von allen Seiten dringender Handlungsbedarf angemahnt wird, flächendeckend "sektorenübergreifende Hilfs- und Betreuungsnetzwerke" zu schaffen, um die wachsende Zahl der demenziell Erkrankten (davon über 40 Prozent allein stehend), ihre Pflegepersonen (ca. zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden von Angehörige oder nahen Freunden betreut) und insbesondere die sozial Benachteiligten in diesen Gruppen (Altersarmut!) zukünftig im notwendigen Umfang unterstützen zu können.

Wie hieß es doch anlässlich der Vorstellung des 7. Altenberichts wieder so schön:

"Ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität im Alter sind die lokale Infrastruktur und die sozialen Netzwerke. Mit den Mehr-generationenhäusern, den Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz oder mit der Förderung des bürgerschaftlichen Engage-ments stärkt das Bundesfamilienministerium die Kommunen. Eine Herausforderung bleibt aber die Sicherung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in ländlichen und strukturschwachen Regionen."

Aufgabenfeld Pflege und Gesundheit (2008 bis heute):

Die Initiative "Lokale Bündnisse für Familie" wurde im Jahr 2004 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert und aus Mitteln des Ministeriums und des Europäischen Sozialfonds (anschub-)finanziert. Ziel war es, unterschiedliche Akteur_Innen aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Zivilgesellschaft usw. dazu anzuregen, örtliche Netzwerke aufzubauen, um gemeinsam Projekte für mehr Familienfreundlichkeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu entwickeln. 
Die Gründungsveranstaltung des Lokalen Bündnisses für Familie im Vogelsbergkreis fand am 14. März 2008 im Bürgerhaus der Gemeinde Romrod statt (siehe Einladungs-schreiben). Es wurden folgende Arbeitsgruppen zu sieben Handlungsfeldern gegründet, die jeweils in regelmäßigem Abstand von ca. acht Wochen tagen sollten: 
  • Erziehungsverantwortung wahrnehmen (9 Teilnehmer) 
  • Generationenübergreifende Zusammenarbeit (18 Teilnehmer) 
  • Kinderbetreuung (6 Teilnehmer) 
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf (11 Teilnehmer) 
  • Bürgerschaftliches Engagement (12 Teilnehmer) 
  • Familienfreundliches Lebensumfeld (10 Teilnehmer) 
  • Gesundheit und Pflege (16 Teilnehmer) 
Zur Unterstützung der Arbeit des Lokalen Bündnisses für Familie im Vogelsbergkreis wurde eine Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung geschaffen. Sie leistet Hilfestellung im verwaltungstechnischen Bereich sowie bei der Pressearbeit.

Aktuell bestehen acht Handlungsfelder (siehe www.vogelsberg-familienfreundlich.de):
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf 
  • Bürgerschaftliches Engagement 
  • Erziehungsverantwortung stärken 
  • Gesundheit und Pflege 
  • Gewaltprävention 
  • Information und Kommunikation 
  • Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum 
  • Migration und Integration 
Die Arbeitsgruppe zum Handlungsfeld „Gesundheit und Pflege“ veranstaltet seit Ende 2008 sog. "Samstage gegen das Vergessen" mit dem Themenschwerpunkt „Demenz erkennen, verstehen und besser leben" in unterschiedlichen Gemeinden und mit unterschiedlichen Kooperationspartnern. Seit Dezember 2014 besteht darüber hinaus eine Kooperations-vereinbarung zwischen dem Vogelsbergkreis und der Hochschule Fulda. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit versuchen Studierende des Studiengangs Pflegemanagement mit Unterstützung der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung, des Fachbereichs Geodaten und der Kommunikationsabteilung der Kreisverwaltung herauszufinden, "welche Strukturen vorhanden sind und welche Potenziale erschlossen werden können oder benötigt werden, damit sich Menschen mit Demenz gut aufgehoben fühlen." In diesem Kontext wurde von den Studierenden ein Ratgeber für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen erstellt, der in gedruckter Form und online zur Verfügung steht und demnächst überarbeitet werden soll.
§ 16 HKO - Landesrecht Hessen Öffentliche Einrichtungen
Der Landkreis hat die Aufgabe, im Rahmen seines Wirkungsbereichs und in den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit die für die Kreisange-hörigen erforderlichen wirtschaftlichen, sozialen, sportlichen und kulturellen öffentlichen Einrichtungen bereit zu stellen. Siehe hierzu auch: Deutscher Landkreistag: Aufgaben der Landkreise 
Der Eintritt von Pflegebedarf ist ein erwartbares „normatives“ Lebens-ereignis, auf das sich jeder Bürger vorbereiten muss. Jeder von uns kann betroffen sein – und dann ist es wichtig, dass ein Netzwerk für die Pflege da ist, das pflegende Angehörige stützt. (Projektbüro Pflege-begleiter)
Die Ergebnisse der gemeinsamen "Forschungen" von Vogelsbergkreis und Hochschule Fulda mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme der kreisweit bestehenden Versorgungs-strukturen sind hinsichtlich der Sicherung eines "guten Lebens mit Demenz" allerdings bislang nicht wirklich überzeugend. Welche konkreten Angebote tatsächlich vorhanden sind oder geschaffen werden müssten, damit Menschen mit Demenz sich "gut aufgehoben" fühlen können oder durch die eine ausreichende Unterstützung ihrer in besonderer Weise belasteten pflegenden Angehörigen gewährleistet wäre, wird nicht eindeutig genug "auf den Punkt" gebracht. Auch die elementare Frage, was denn überhaupt - zugespitzt auf die Situation dementer Personen und ihrer Angehörigen - unter einem "guten Leben" zu verstehen sei, ist - trotz des Hinweises auf entsprechende Bemühungen einer früheren Arbeitsgruppe der Hochschule Fulda - bisher weder grundsätzlich (Begriffsdefinition) noch pragmatisch (erfahrungsgestützte Handlungsansätze, Modelle o.ä.) geklärt bzw. im Kreis der Teilnehmer des Aufgabenfelds Pflege und Gesundheit kommuniziert worden. 

Das vorhandene Anspruchsniveau (Beschreibung des Sollzustands/der Zielperspektive auf einem angemessenen theoretischen Level) und erst recht der Istzustand im Bereich der Versorgung von Menschen mit Demenz bzw. der Unterstützung pflegender Angehöriger bleiben bei sachlicher Betrachtung hinter dem aktuellen Stand der Bezugswissenschaften, den Erfordernissen einer innovativen Pflege/Versorgung sowie der in fortschrittlicheren Regionen bereits entwickelten Praxis (neue Wohnformen, so genannte "Demenz-Netzwerke", Einzelprojekte demenzfreundlicher Kommunen usw.) weit zurück. Bei den "Projekten" stehen noch immer allein Aspekte der Aufklärung und Beratung im Fokus von Politik und Verwaltung des Vogelsbergkreises, während es um konkrete Hilfsangebote in der Praxis offensichtlich schlecht bestellt ist. So bleiben die Hinweise auf der Webseite des Lauterbacher Pflegestützpunkts unter dem Stichwort "Demenz" naturgemäß ziemlich vage (wie es anders geht, zeigt stellvertretend für viele andere die Broschüre "Gut leben mit Demenz" der Alzheimer-Gesellschaft Gelsenkirchen): 

"Neben medizinischer Hilfe durch Fachärzte bieten auch ehrenamtliche Angebote, wie Gesprächskreise für Angehörige von Demenzerkrankten, Unterstützung an. Verschiedene Beratungsstellen und Ansprechpartner bieten ebenfalls Begleitung für Menschen mit Demenz und die Angehörigen an." 

Wer konkrete Unterstützung in Form von Ansprechpartnern, Selbsthilfegruppen, Tagesbetreuungen usw. für Demenzkranke oder ihre Angehörigen sucht, wird dann allerdings mehr oder minder im (Land-)Kreis - man könnte auch sagen: an der Nase - herumgeführt. Nur eine einzige ehrenamtliche Pflegebegleiter-Initiative mit Standort Alsfeld bietet z.B. pflegenden Angehörigen "kreisweit" Gespräche an. Explizite Hinweise auf Hilfen im Zusammenhang mit Demenz-Problemen fehlen. Zudem scheint die Träger-Konstruktion der Initiative äußerst fragil, wie einem Bericht der Oberhessischen Zeitung vom 06.03.2017 zu entnehmen ist. Eine Unterseite "Selbsthilfegruppen" der Pflegestützpunk-Präsenz enthält ebenfalls nur einen einzigen Kontakt (Gesprächsgruppe für Angehörige von Demenzkranken an der Eichhof-Klinik in Lauterbach). Der "Demenz-Ratgeber", auf den zwecks weiterer Information des öfteren verwiesen wird, bietet nur allgemeine Hinweise auf unterschiedliche Pflege- oder Wohnformen, den Nutzen von Gesprächskreisen für Angehörige usw., aber nicht eine einzige konkrete Anlaufstelle. 

Auf eine "Demenzsprechstunde" im Mehrgenerationenhaus "Ehemalige Synagoge" Romrod stößt man nur mittels intensiver Internetrecherche. Dasselbe gilt für das Angebot an Tagespflege-Plätzen ("Rambachhaus" Alsfeld, "Anima" und demnächst "Kalinka" in Grebenhain, "AWO-Sozialzentrum" in Lauterbach, wobei ungeklärt bleibt, inwieweit auch Tagesgäste mit Demenz aufgenommen werden). Die Seite https://www.vogelsbergkreis.de/ Versorgungslandschaft-im-Vogel.1385.0.html bestätigt die Tatsache fehlender Versorgung in der Fläche (nur vier Einrichtungen an drei Standorten, gerade einmal zwei (!) Plätze für Nachtpflege) und nennt dies euphemistisch "regionale Konzentration"! 

Von einer Demenz-Betreuungsgruppe in Schotten-Eichelsachsen erfährt man - wenn überhaupt - nur beiläufig in einem Presseartikel anlässlich einer Spendenübergabe. Und laut Pressetext scheint dies tatsächlich die einzige Betreuungsgruppe im gesamten Kreisgebiet zu sein, auch wenn man versucht, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken. Pressezitat:

"Diese Betreuung stehe stellvertretend für das, was man überall im Vogelsbergkreis hinkriegen wolle [Kann etwas stellvertretend stehen für das, was es anderswo noch gar nicht gibt?]. Vereinzelt [ja, wo bitte denn noch???] gäbe es diese Angebote schon, doch leider noch nicht überall. Gerade eine Beschäftigung sei für die Erkrankten sehr wichtig, da heute viele Menschen alleine [!!!] lebten."

Wo also sind die konkreten "örtlichen Netzwerke" mit den "gemeinsamen Projekten" im Vogelsbergkreis? Welche "Strukturen" und "aktivierbaren Potenziale" sind tatsächlich vorhanden? Genau an dieser Stelle wird die Bestandsaufnahme von Politik, Verwaltung oder "wissenschaftlichen" Kooperationspartnern merkwürdig "schwammig". Anscheinend soll versucht werden, die Bevölkerung mit rein rhetorischen Mitteln zu überzeugen, dass eine angemessene Versorgungsstruktur für Demenzkranke bzw. zur Schulung und Entlastung pflegender Angehöriger im Vogelsbergkreis bereits vorhanden sei und nur noch "überall" ausgebaut werden müsse. Dabei ist es umgekehrt: Es fehlen die notwendigen Angebote - mit wenigen Ausnahmen - nahezu flächendeckend. Die gern in den Vordergrund gestellte, aber ebenfalls nur an wenigen Standorten verfügbare "Beratung" hilft nur wenig, wenn die Ratsuchenden im Anschluss daran die Gesprächskreise, Tagesbetreuungen, haushalts- und lebensweltnahen Dienstleistungen usw., die "theoretisch" für den genannten Personenkreis zur Verfügung stehen müssten, in der Praxis bzw. in erreichbarer Nähe oder zu bezahlbaren Preisen gar nicht vorfinden.

Soweit ersichtlich, scheinen sich die Amtsträger in Politik und Kreisverwaltung bzw. das Aufgabenfeld Gesundheit und Pflege mit den einschlägigen bundesweiten Ausschreibungen (siehe "Förderprogramm Zukunftswerkstatt Demenz" des Bundesgesundheitsministeriums und "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" des Bundesfamilienministeriums) oder die Initiative "Unterwegs zu demenzfreundlichen Kommunen" der Aktion Demenz e.V. nie intensiv beschäftigt zu haben. Auch die Vielzahl der deutschlandweit bereits auf örtlicher Ebene realisierten Modelle oder Projekte (und seien es nur die im Rahmen der lokalen Netzwerke für Menschen mit Demenz innerhalb Hessens entwickelten) war (mutmaßlich) bisher nicht Gegenstand politischer Zielvorgaben oder des internen Gedankenaustauschs (Verwaltung, Aufgabenfeld). Dies dürfte erst recht für das Gebiet nationaler Demenzstrategien (eine solche fehlt übrigens in Deutschland noch!), d.h. den internationalen Vergleich, zutreffen. Vergleicht man die Protokolle aus den Anfangsjahren des Aufgabenfelds Gesundheit und Pflege (Beispiel 19.06.2008), so stellt man mit Entsetzen fest, dass die Bemühungen um ein gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis in fast zehn Jahren kaum einen Schritt voran gekommen sind. Ein Arbeitspapier des Handlungsfeld-Mitglieds Ingo Schwalm vom 09.01.2009 führt unter "Stichpunkte für die Diskussion" aus: >> 1. Forderung und Förderung von notwendigen "Pflegestützpunkten" im Vogelsbergkreis. (Gesundheits- ministerin Ulla Schmidt im Sommer 2008: Für ca.: 20.000 Menschen sollte ein Stützpunkt eingerichtet werden. Wird mit 60.Millionen Euro gefördert. Pflegereformgesetz).<<  Realisiert wurde bekanntlich ein einziger Pflegestützpunkt für ca. 108.000 Vogelsbergbewohner, der unverfroren als "einer der ersten" (2010 eingerichtet) von "inzwischen hessenweit schon 24 Pflegestützpunkten" gefeiert wird. Wenn das die AfD wüsste.

Die offensichtliche Nichtbeachtung der aktuellen bundesweiten Agenda zur Weiter-entwicklung von Versorgungsstrukturen und Versorgungskonzepten und zur Förderung ehrenamtlicher Strukturen (insbesondere zwecks Auf- und Ausbau von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, siehe Beispiel) ist vor allem deshalb bedauerlich, weil staatlicherseits inzwischen neue Voraussetzungen zum systematischen Aufbau lokaler Netzwerke für demenziell Beeinträchtigte oder aus anderen Gründen stark pflegebedürftige Personen geschaffen wurden, an die man jetzt anknüpfen könnte. So stellt das Bundesgesundheitsministerium  fest:

>> Die Pflegekassen sind verpflichtet, den Auf­- und Ausbau von Selbsthilfegruppen, ­-organisationen und ­-kontaktstellen mit Mitteln in Höhe von zehn Cent pro Versicherter und Versichertem und Jahr zu fördern, insgesamt also mit acht Millionen Euro pro Jahr.
Außerdem haben zugelassene Pflegeeinrichtungen das Recht, ehrenamtlich Engagierten, die sie bei der allgemeinen Pflege und Betreuung der Pflegebedürftigen oder erheblich in der Alltagskompetenz eingeschränkten Personen unterstützen, eine Aufwandsentschädi-gung  zu zahlen und Schulungen anzubieten. Hierfür anfallende zusätzliche Aufwendungen werden in den Vergütungen der Einrichtungen durch die Pflegekassen berücksichtigt. <<


Seit dem 1.1.2017 gibt es Zuschüsse zur Förderung der genannten Strukturen aus Mitteln der Pflegekassen. Diese neuen Möglichkeiten zur anteiligen Refinanzierung von regionalen Netzwerken sind in § 45c Absatz 9 SGB XI geregelt. Es heißt dort u.a.:

>> Zur Verbesserung der Versorgung und Unterstützung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sowie vergleichbar nahe stehenden Pflegepersonen können die in Absatz 1 genannten Mittel auch für die Beteiligung von Pflegekassen an regionalen Netzwerken verwendet werden, die der strukturierten Zusammenarbeit von Akteuren dienen, die an der Versorgung Pflegebedürftiger beteiligt sind und die sich im Rahmen einer freiwilligen Vereinbarung vernetzen. Die Förderung der strukturierten regionalen Zusammenarbeit erfolgt, indem sich die Pflegekassen einzeln oder gemeinsam im Wege einer Anteilsfinanzierung an den netzwerkbedingten Kosten beteiligen. [...] Mit der Regelung werden zugleich die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation regionaler Netzwerke im Rahmen des Projekts „Zukunftswerkstatt Demenz“ des Bundesministeriums für Gesundheit umgesetzt. Diese Evaluation zeigt, dass durch eine regionale, selbst organisierte und strukturierte Vernetzung zwischen Trägern der Versorgung in einer Region und Selbsthilfegruppen die Versorgung an Demenz erkrankter Pflegebedürftiger signifikant verbessert werden kann. Diese Ergebnisse sind auf die Versorgung Pflegebedürftiger insgesamt übertragbar. Auch für Pflegebedürftige ohne demenzielle Erkrankungen, die einen besonders hohen Versorgungsbedarf haben, kann der Versorgungsbedarf durch eine strukturierte Zusammenarbeit in der Versorgung besser gedeckt werden. Gefördert werden können hierbei regionale Netzwerke, die auf einem freiwilligen Zusammenschluss der beteiligten Akteure basieren. [...] Gefördert werden können zudem nur solche Netzwerke, bei denen in Bezug auf das jeweilige Einzugsgebiet auch eine Teilnahme der regionalen Selbsthilfegruppen, -organisationen oder -kontaktstellen sowie der regionalen Gruppen ehrenamtlich Tätiger, die eine für eine Teilnahme an der Vernetzung hinreichend feste Organisationsstruktur aufweisen, ermöglicht wird. Ebenso ist erforderlich, dass auch der Kreis oder die kreisfreie Stadt der freiwilligen Vereinbarung zur Vernetzung der regionalen, an der Versorgung Pflegebedürftiger beteiligten Akteure beitreten kann. <<

Längst könnte man auch an verschiedenen Projektstandorten im Vogelsberg einen ähnlichen Standard erreicht haben wie etwa in Amöneburg (Nachbarkreis Marburg-Biedenkopf) oder im nahen Willingshausen-Merzhausen (Schwalm-Eder-Kreis). Man wäre damit bereits einen deutlichen Schritt weiter als nur gelegentliche "Aktionstage" zur Aufklärung über die demenzielle Erkrankung anzubieten oder in Kooperation mit der Hochschule Fulda "Forschungsberichte" zu erarbeiten, die weder den aktuellen Forschungsstand vermitteln (und dies vielleicht auch gar nicht wollen!?) noch kritisch beschreiben, wie weit man im Vogelsbergkreis von einer hinlänglichen oder gar optimalen Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen noch entfernt ist.

Inzwischen sind übrigens so viele Handreichungen zur Aufklärung über das Thema Demenz im Internet verfügbar (siehe z.B. http://elearning.wegweiser-demenz.de/ index.php?id=1 oder https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/informationsblaetter-downloads. html), dass "Aktionstage" ihren ursprünglichen Stellenwert als Aufklärungs-Format eingebüßt haben dürften. Statt das "bewährte" Aktionstage-Format (nach einer Pause) wieder aufleben zu lassen, hätte man sich auch der 2016 ins Leben gerufenen Initiative Demenz Partner der Deutschen Alzheimergesellschaft anschließen können, die vom Familien- und Gesundheitsministerium und zahlreichen weiteren namhaften Partnern unterstützt wird. Diese wirbt unter dem Slogan "Demenz braucht Dich!" dafür, dass jeder Einzelne dazu beiträgt, durch sein Verhalten die Lebensbedingungen von MmD zu verbessern. Mit einem bundesweiten Kursangebot sollen Grundwissen zum Krankheitsbild und Tipps für den Umgang mit Demenzkranken verbreitet werden. Wer an den 90-minütigen kostenlosen Kursen teilnimmt, erhält als Teilnahmebestätigung eine Urkunde und einen Anstecker, der ihn als „Demenz Partner“ ausweist. Solche Kursangebote für Einzelpersonen gibt es bezeichnenderweise bisher nur in den Nachbarkreisen, nicht aber im Vogelsbergkreis!

Was jetzt Priorität haben müsste...

Wenn in überschaubarer Zeit das Ziel erreicht werden soll, Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen wirklich die Betreuung und Unterstützung zukommen zu lassen, die dem aktuellen Stand von MedizinMedizinischer SoziologiePsychologiePsychiatrie, klinisch-medizinischer und pädagogischer RehabilitationswissenschaftPflegewissen-schaften, Versorgungsforschung usw. sowie den hierauf basierenden Pflege- und Betreuungsstandards  entsprechen, bedarf es - anders als in den offiziellen Presseverlautbarungen der jüngsten Zeit nachzulesen - einer selbstkritischen Bestandsaufnahme des Soll- und des Ist-Zustands der Versorgungsstrukturen im Vogelsbergkreis sowie präziser Zielvorgaben, welche Maßnahmen in welchem Zeitrahmen dringend realisiert werden müssen bzw. können. Hierbei gebührt den häuslichen Pflegearrangements, die für die überwiegende Mehrzahl der Menschen mit Demenz (ca. 75 Prozent) die Versorgung sichern bzw. sichern sollten, der absolute Vorrang gegenüber allen anderen Betreuungsformen. Aufgabe von Politik und Verwaltung im Landkreis wäre es, alles dafür zu tun, dass die häuslichen Pflegearrangements mit Hilfe von Netzwerkstrukturen professioneller und ehrenamtlicher Akteure stabilisiert und optimiert werden bzw. die Diagnose Demenz gerade für arme und alleinstehende Senioren nicht das Ende der Selbstbestimmung bedeutet.

Derzeit ist allerdings nur schwer zu erkennen, wie diese elementaren Vorkehrungen im Rahmen staatlicher Daseinsvorsorge bis zum vollen Durchschlagen der Altersarmut sowie dem prognostizierten Zusammenbruch des Pflegesystems noch rechtzeitig abgeschlossen sein sollen. Um hier eine grundlegende Veränderung des "Entwicklungstempos" zu bewirken, müsste zunächst der in Kreispolitik und Verwaltung vorherrschenden Tendenz entgegen gearbeitet werden, die Situation stets schön zu reden und die Illusion zu erzeugen, es sei alles nicht so schlimm und man sei doch längst schon auf dem richtigen Weg. Ein viel zu optimistisches Bild zeichnet u.a. die Sozialstatistik des Vogelsbergkreises. So behauptet die Prognose für die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2020, die auf einer Vorausberechnung der Hessenagentur aus dem Jahr 2011 beruht, sowohl bei den Pflegebedürftigen über 65 Jahre (VB +9,7% / H +14,1%) als auch bei den Pflegebedürftigen in stationärer Dauerpflege (VB +8,5% / H +11,8%) einen Anstieg unter dem des landesweiten Durchschnitts. Nur sagen solche Zahlen bestenfalls etwas über den Bedarf an Pflegeheim-Kapazitäten aus, die in den letzten Jahren - trotz aller Tartarenmeldungen über mangelnde Pflegequalität - als einzige zügig erweitert werden (Stichwort "Vogelsberg als Altenheim Hessens") und kaum jemand dort in der letzten Lebensphase leben und schon gar nicht sterben will. Doch während die offizielle Politik das Gegenmodell propagiert, nämlich den möglichst langfristigen Verbleib in der vertrauten Wohnumgebung selbst bei erheblichen Beeinträchtigungen der Selbständigkeit wie bei mittelschwerer Demenz, ist ein Ausbau von Einrichtungen und Hilfsangeboten, der dies erst ermöglichen würde, nicht ersichtlich! 

Um einmal einen Eindruck davon zu vermitteln, wie eine realistische Bestandsaufnahme von Politik und Verwaltung normalerweise (d.h. außerhalb der im Vogelsbergkreis offenbar zur "Staatsdoktrin" erhobenen "Gut gelaufen"-Propaganda!) aussieht, hier einmal ein kurzer Zeitungsbericht (erschienen 24.10.2011) aus der Stadt Gießen als Beispiel:

>> Nach der ersten Bestandsaufnahme haben die Gruppen mittlerweile damit begonnen, Ziele zu formulieren bzw. Handlungsbedarf aufzuzeigen. Im komplexen Bereich Wohnen bedeutet dies die Umsetzung unterschiedlicher und individueller Wohnformen angefangen von der Wohngemeinschaft bis hin zur Pflegeeinrichtung in jedem Stadtquartier. Die Nahversorgung, so die Überzeugung der Gruppe, sei nicht ausreichend.

Die Bestandsanalyse der AG Ehrenamt zeigt zum einen, dass es in Gießen bereits viele Möglichkeiten gibt, sich sozial zu engagieren bzw. Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was fehlt, so Inge Bietz, sei eine effektive Bündelung. Die (von Fachleuten bereits seit Jahren erhobene) Forderung nach einem Freiwilligenzentrum, das als zentrale, koordinierende Anlaufstelle fungiert und mit hauptamtlichen Stellen ausgestattet ist, wird erneut erhoben. Auch bei der AG Pflege zeigte sich, dass es bereits ein gutes Netz an Hilfsmöglichkeiten gibt. Ausgebaut werden muss dies nach Ansicht der AG im Bereich der häuslichen Pflege und Mobilität: Es fehlt unter anderem an bezahlbaren Alltagshilfen, um die Eigenständigkeit von Senioren möglichst lange zu erhalten. <<


Eine solche differenzierte und realistische "Ist-Analyse" zu erstellen, ist im Vogelsbergkreis nicht einmal mit Hochschulunterstützung möglich! Seit längerem vermittelt die Selbstdarstellung auf Kreisebene den Eindruck, dass es weniger die dringend gebotene Verbesserung der Daseinsvorsorge auch im Vogelsbergkreis geht (wofür ja auch andernorts die notwedigen Mittel fehlen!) als darum, durch reine Schaufenster-Aktionen und PR-Events (Placebopolitik), also quasi aus dem Werbeetat, bei den Vogelsbürgern eine selbstgefällige Wohlfühlatmosphäre sowie die Illusion erzeugen, ihre Obrigkeit werde schon das zur öffentlichen Wohlfahrt Notwendige rechtzeitig in die Wege leiten. Schein oder Sein - das ist hier die Frage.

Dabei müsste man angesichts des unablässig steigenden Anteils der Hochbetagten an der Gesamtbevölkerung (siehe 4. Demografiebericht), einer prognostisch sinkenden Pflege-bereitschaft der Angehörigen und des sich dramatisch zuspitzenden Fachkräftemangels in den Pflegeberufen eigentlich längst zu der Erkenntnis gelangt sein, dass die Schaffung "sektorenübergreifender Hilfs- und Betreuungsnetzwerke", die die informellen Leistungen von Angehörigen mit professionellen und ehrenamtlichen Unterstützungs-modulen sinnvoll ergänzen, keinerlei Aufschub mehr duldet. Wie kann es sein, dass bundesweit Forschungsinstitute, Sachverständigenräte und Enquetekommissionen von höchster Dringlichkeit sprechen, während man sich im Vogelsbergkreis, einer der von demografisch bedingten Strukturveränderungen am stärksten betroffenen Regionen Deutschlands, noch damit beschäftigt, das Thema Demenz überhaupt erst einmal ins öffentliche Bewusstsein zu heben? [Davon abgesehen bestehen selbstverständlich weiterhin erhebliche Informationsdefizite zum Thema Demenz in der Öffentlichkeit, die aber mit Hilfe von "Aktionstagen" kaum wesentlich zu reduzieren sein dürften, sondern zielgruppenspezifisch (z.B. durch Schulung von Ärzten, Pflegepersonal usw.) aufgearbeitet werden müssten.] Der Vulkan schläft - wir nicht? Schön wär's! 

Es ist schlichtweg nicht hinnehmbar, dass man sich im Vogelsbergkreis offenbar - wie seit eh und je - hauptsächlich auf die nahezu grenzenlose Opferbereitschaft der pflegenden Angehörigen verlässt. Letztere erbringen derzeit - noch - im Vorfeld der Pflegebedürftigkeit ca. 90 % der Versorgung im häuslichen Bereich. Bei Vorliegen einer Pflegestufe sind es immerhin noch über 70 % (oft zusammen mit Pflegediensten). Drei Viertel der demenziell Erkrankten (laut AOK nur 50 Prozent) werden zu Hause von ihren Angehörigen betreut, "die dadurch oft selbst an die Grenzen der eigenen körperlichen und psychischen Substanz stoßen". Diesem in höchstem Maße belasteten Personenkreis steht, wie bereits beschrieben, im drittgrößten Landkreis Hessens gerade einmal ein Pflegestützpunkt als Anlaufstelle zur Verfügung. Flächendeckende lokale Netzwerke mit Angeboten für eine effektive Unterstützung pflegender Angehöriger haben sich bestenfalls in sporadischen Ansätzen herausgebildet.*) 

Für eine weitere Problemgruppe, nämlich Menschen, die mit dem dreifachen Stigma leben müssen, alt, alleinstehend und arm zu sein, sind im Vorfeld einer dann schließlich irgendwann von irgendwem "angeregten" rechtlichen Betreuung und einer in deren Folge dann vielfach veranlassten Unterbringung im Pflegeheim überhaupt keine prophylaktischen Unterstützungsmaßnahmen vorgesehen. So lange wie möglich im vertrauen Wohnumfeld verbleiben zu können, scheint ein Privileg von Luxusrentnern zu sein, von anderen Risiken, in seinen elementaren Selbstbestimmungsrechten eingeschränkt zu werden und unter unwürdigen Lebensverhältnissen dahinvegetieren zu müssen, gar nicht zu reden. "Alleinlebende Pflegebedürftige", so das Zentrum für Qualität in der Pflege, "sind in Krisensituationen auf sich allein gestellt". 44 Prozent der Pflegebedürftigen leben allein. Davon gibt jeder Fünfte an, keine Vertrauensperson zu haben. Damit sind arme und alleinstehende Senioren potenziell der Willkür fremder Menschen ausgesetzt - ein brennendes soziales Problem, das von den Vogelsberg-Verantwortlichen bislang mutmaßlich verdrängt wurde.

Offensichtlich haben Politik und Verwaltung des Vogelsbergkreises die tatsächliche Dimension der Versorgungsproblematik noch nicht ausreichend verinnerlicht. Die von der Pressestelle des Vogelsbergkreises am 12.06.2017 verbreitete Auffassung (Titel: "Gesundheitsdezernent Dr. Mischak lobt gute Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda"), es gäbe keine "Patentrezepte" für den Umgang mit dementen Menschen, weil "Lebensqualität" individuell sei und bleibe, blendet das aktuelle bzw. bereits langjährige Bemühen um die Entwicklung allgemeiner Pflege- und Betreuungsstandards sowie die objektive Erfassung der Lebensqualität Demenzkranker weitgehend aus. Es geht eben nicht nur darum, so nebenbei mal ein paar "hilfreiche Tipps" zum alltäglichen Umgang mit dementen Angehörigen bzw. mit demenzkranken Patienten in pflegenden Einrichtungen auszutauschen. Der erreichte fachliche Stand der Demenzforschung sowie die in den pflegerischen Bezugswissenschaften entwickelten Expertenstandards bzw. das mit deren Hilfe erreichte Niveau der Qualitätsentwicklung und Qualitätsprüfung dürfen keinesfalls ignoriert bzw. zurück geschraubt werden, indem man die Beurteilungsmaßstäbe auf die unverbindliche Formel reduziert, gutes Leben mit Demenz heiße eben für jeden etwas anderes. Wo dies geschieht, wird man dahinter einen Rechtfertigungsversuch für bisher versäumte Anstrengungen bzw. die diesen Zustand verschleiernde Symbolpolitik vermuten müssen.  

Der Widersinn dieser Position lässt sich an einer schlichten Analogie demonstrieren, nämlich dem Thema "gute Ernährung". Über keine andere Frage gibt es wohl eine größere Zahl individueller und extrem divergierender Meinungen. Dennoch würde es niemandem einfallen, bestehende Vorschriften, Richtlinien, Techniken usw. zur Sicherung einer ausreichenden und dem Menschen zuträglichen Nahrungsmittelversorgung, einer ökologisch und ethisch vertretbaren Nahrungsmittelerzeugung  usw. deswegen für obsolet zu erklären. In genau derselben Logik und demselben Umfang unterliegt auch eine gute Versorgung von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen objektiven Rechtsnormen, Qualitätsmaßstäben, Mindeststandards oder fachlichen Erkenntnissen. Nur deshalb kann es das "Expertenforum Demenz Rheinland-Pfalz" unternehmen, einen "Expertenstandard übergeordneter Qualitätsindikatoren und Strukturelemente 'guter Demenzversorgung' im Sinne einer Qualitätsmatrix" zu entwickeln, diese anschließend für die Anwendung in unterschiedlichen Versorgungskontexten zu spezifizieren und hieraus zuletzt eine "quasi semi-quantitative Qualitätsmatrix zur Beurteilung der Versorgungsqualität von 'Versorgungslandschaften', Versorgungsangeboten oder  einzelnen Institutionen" abzuleiten.

Vor dem Hintergrund des oben dargestellten "Problemverständnisses" der Verantwortlichen im Vogelsbergkreis (siehe hierzu auch die Planungen im Handlungsfeld Pflege und Gesundheit) verwundert es nicht, dass - abgesehen von einer deutlichen Personalaufstockung im Bereich der Betreuungsbehörde - aktuell keine wesentlich neuen Maßnahmen oder Projekte auf die Agenda gesetzt wurden, um ein "gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis" auf den Weg zu bringen. Seitens Politik und Verwaltung wird vorerst lediglich in Aussicht gestellt, über lokale "Demenz-Paten" zur Unterstützung pflegender Angehöriger nachzudenken und ab Herbst 2017 die bewährten Demenz-Aktionstage in neuer Form wieder aufzunehmen. Darüber hinaus wird auf den ehrenamtlichen Sektor (vereinzelte Generationen- oder Nachbarschaftshilfe-Vereine/ Projekte) verwiesen - wohl wissend, dass Nachbarschaftshilfe die Aufgabe einer regelmäßigen Unterstützung von Menschen mit Demenz oder pflegenden Angehörigen weder erfüllen soll noch erfüllen kann und die wenigen Projekte/Vereine im Übrigen weit davon entfernt sind, ein flächendeckendes Versorgungssystem zu bilden. Ein derartiges Minimalprogramm verwundert nicht zuletzt auch deshalb, weil der Abschlussbericht der Regionalstrategie Daseinsvorsorge (MORO)  bereits im Juli 2014 für den Vogelsbergkreis einen erheblichen Handlungsbedarf feststellt:

"Defizite sind bereits heute vor allem im Bereich der Kurzzeit und Tagespflege sowie bei der Betreuung von Demenz-Patient/innen vorhanden. Diese werden sich in Zukunft noch verstärken."

Und die 2015 vorgelegte Dokumentation der 2. Vogelsberger Gesundheitskonferenz  breitet mit ihren Diskussionsergebnissen der Arbeitsgruppe "Gutes Leben mit Demenz" ein wahres Füllhorn an Einsichten und geforderten Maßnahmen aus, von denen aktuell nicht mehr die Rede ist:
  • Angehörige, die Personen mit Demenz versorgen benötigen eine qualifizierte Beratung über Möglichkeiten der Unterstützung. 
  • Die Pflege und Versorgung von Personen mit Demenz ist sehr anspruchsvoll. 
  • Es sollten entlastende Strukturen für Angehörige aufgebaut werden. 
  • Das Versorgungsangebot für Personen mit Demenz sollte ausgeweitet werden. 
  • Die Einrichtung von Runden Tischen kann die Sensibilität für das Thema erhöhen. 
  • Ehrenamtliche Demenzbeauftragte können/sollten in jeder Kommune eingerichtet werden und eine Anlaufstelle mit Vernetzungs- und Kontaktfunktion sein. 
Dass zur angemessenen Versorgung psychisch kranker (dementer) oder auch nur bei der Bewältigung ihres Alltags regelmäßig unterstützungsbedürftiger Menschen mehr erwartet werden muss als über eine (recht lückenhafte) Ratgeber-Broschüre Tipps an Betroffene auszugeben oder mittels sporadischer "bunter Aktionstage" die Demenzproblematik "aus der Tabuzone heraus zu holen", soll zusätzlich anhand der hier verlinkten Verlautbarungen des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen" sowie - besonders prägnant - durch das nachfolgende Zitat verdeutlicht werden, das dem Projektbericht "Psychisch kranke alte und demente Menschen (PAD): Organisation und Finanzierung von personenzentrierten Hilfen" (2009, S. 14 f.) entnommen ist:

"Doch der Weg zu einem bedarfsgerechten Hilfesystem ist noch nicht ab-geschlossen, denn Alter und Armut sind besondere Risikofaktoren, und wenn noch eine stigmatisierende psychische Erkrankung dazukommt, wie zum Beispiel Demenz, dann ist das Risiko immer noch hoch, dass Menschen in unwürdigen Verhältnissen leben müssen. Unwürdig heißt: in Grundbedürfnissen nicht ausreichend versorgt, in der Selbstbestimmung missachtet, Gewalt und Zwang ausgesetzt und von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen."


Zur Abrundung ein weiteres Zitat aus dem Abschlussbericht der Enquète-Kommission des nordrhein-westfälischen Landtags mit dem Titel "Qualitätssentwicklung und -sicherung in der pflegerischen Versorgung", das die Objektivierbarkeit der an ein "gutes Leben mit Demenz" zu stellenden Qualitätsmaßstäbe unterstreicht:

"Als Ergebnis theoretischer und begrifflicher Klärungen lässt sich zusammenfassen, dass Pflegequalität anhand einzelner Merkmale gemessen werden kann, hinsichtlich der Dimensionen von Struktur, Prozess und Ergebnis differenziert und im Hinblick auf Standards oder Zielvorstellungen bewertet werden können. Je nach Betrachter sollten unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden (349). Zuletzt sollte im Rahmen einer Qualitätsentwicklung eine ständige Verbesserung der Pflegepraxis nach dem jeweiligen allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer und psychosozialer Erkenntnisse angestrebt werden (vgl. § 11 SGB XI). Die Enquète-Kommission hält die Verbesserung der Ergebnisqualität für wesentlich."

Die Mindestanforderungen, die gegenwärtig an die Bearbeitung des Themas "Gutes Leben mit Demenz" im Aufgabenfeld Gesundheit und Pflege zu stellen wären, bestehen darin, auf örtlicher Ebene wenigstens die Entstehung flächendeckender Grundstrukturen von Demenz-Netzwerken voran zu treiben, die sich an dem Standard der vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Wettbewerbs "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" geförderten Projekte orientieren. Desweiteren sollte man - mit Bezug auf den Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD - den Anspruch, "lernende Organisation" zu sein, auch auf die Arbeit im Bündnis für Familie übertragen, das sich amtlicherseits als "kraftvolle und gut koordinierte Bürgerinitiative" präsentiert, die den Vogelsbergkreis "durch das Sammeln von Wissen über die Situation von Familien, durch mehr Austausch und Kooperation, durch die Bündelung vorhandener und das Anregen neuer Angebote sowie durch das Schaffen von Öffentlichkeit" angeblich "noch familienfreundlicher" machen will. Die Aufgabe der hier engagierten Bürger_Innen besteht nicht primär darin, den Amtsträgern in Politik und Verwaltung zu persönlicher Aufwertung zu verhelfen. Der auf dem Papier beschworene Grad von Lernbereitschaft und Innovationsfähigkeit wäre derzeit noch stark ausbaufähig.

Der in anderem Zusammenhang erhobene Anspruch (siehe Koalitionsvertrag), "die Qualität der erbrachten Dienstleistungen zu sichern oder noch zu steigern", indem man sich dem Vergleich mit anderen stelle, "offen für Veränderungen" sei und "dort nachsteuert, wo sich Verbesserungen erzielen lassen", könnte ambitioniert auch auf das Gebiet der Versorgung und Unterstützung demenziell Erkrankter und ihrer pflegenden Angehörigen übertragen werden. "Gute Beispiele", die sich auf der Höhe des aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisstandes befinden und an denen man sich folglich orientieren könnte, gibt es nämlich zur Genüge. Hier eine willkürliche Auswahl:
Zusätzlich sollte ausdrücklich auf die Risikofaktoren für unwürdige Lebensverhältnisse (siehe oben) fokussiert werden. Denn wie ein aktueller Bericht der Süddeutschen Zeitung einmal wieder belegt, sind die Verhältnisse im Pflegebereich keineswegs so idyllisch, wie die Politik dies im Gleichklang mit der Pflegeindustrie regelmäßig behauptet.  Damit einhergehend wäre auch eine effektivere amtliche Kontrolle der Bereiche Pflegestationäre Seniorenbetreuungrechtliche Betreuung usw. zu fordern. Dies gilt nicht zuletzt auch für die unhaltbaren Zustände im Bereich der "24-Stunden-Pflege" ausländischer Kräfte in Privathaushalten, wo sich laut dem TV-Magazin "Kontraste" eine moderne Haussklaverei etabliert hat. Wie das Beispiel Carifair zeigt, ist es durchaus möglich, hier regulierend einzugreifen und den Einsatz ausländischer Pflegekräfte in Kooperation mit den sie beschäftigenden Privathaushalten so zu planen, dass legale Arbeitsverhältnisse mit angemessenen Arbeitszeiten und fairer Bezahlung - übrigens ohne nennenswerte Mehrkosten (!) - garantiert werden können. Schließlich müssen Maßnahmen getroffen werden, um das Angebot an haushalts- und lebensweltnahen Dienstleistungen für die noch nicht pflegebedürftigen Senioren bzw. zur Entlastung pflegender Angehöriger dem aktuellen und zukünftigen Bedarf anzupassen. Denn auch hier klafft im Vogelsbergkreis eine deutliche Versorgungslücke, die durch gezielte Anreize und Fördermaßnahmen amtlicher Stellen, auch unter Einbeziehung der Arbeitsverwaltung, ehrenamtlich Engagierter, 1-Euro-Start-ups (Unternehmergesellschaften) usw. geschlossen werden könnte.

Nachtrag:

Heute (23.06.2017) wurde der 7. Altenbericht im Deutschen Bundestag debattiert. In einer Presseerklärung des BMFSFJ hierzu heißt es u.a.

„Die regionale und soziale Ungleichheit in Deutschland ist mittlerweile offenbar so groß, dass einige Kommunen in Zukunft die Daseinsvorsorge nicht mehr sicherstellen können. Diesen alarmierenden Schluss haben die Sachverständigen im Siebten Altenbericht gezogen. Angemessene Daseinsvorsorge aber ist Grundvoraussetzung für gute Lebensbedingungen, und zwar für alle Generationen, nicht nur für die Älteren. Damit können wir die Kommunen nicht allein lassen.

Die Sachverständigenkommission schlägt hierzu die Einführung einer neuen Gemein-schaftsaufgabe Demografie vor, die es dem Bund ermöglichen würde, Kommunen dauerhaft finanziell zu unterstützen. Sie hat damit die Diskussion zum Thema eröffnet. Die Sachverständigen plädieren außerdem dafür, Altenhilfestrukturen zu fördern, auszubauen und zu verstetigen. Segmentierungen in Politik und Verwaltung sollen überwunden und die unterschiedlichen Bereiche - wie vor allem Gesundheit, Pflege, Wohnen und Engagement vor Ort - sollen vernetzt werden. „Diese wichtige Diskussion muss auch in der neuen Legislaturperiode fortgesetzt werden“, so [Seniorenministerin] Dr. Katarina Barley."



Alles schön und gut. Aber wieder mal präsentieren "Sachverständige" hier Befunde, die den Betroffenen vor Ort seit Jahrzehnten bekannt sind. Und es geschieht... nichts! Dies nicht zuletzt deshalb, weil es auch den Verantwortlichen auf Kreis- und Gemeindeebene offensichtlich an dem Gespür für die drängenden Aufgaben der Daseinsvorsorge in Zeiten gravierender demografischer Veränderungen fehlt.  Die bereits an anderer Stelle kritisierte und inzwischen über diverse Medienkanäle weiter verbreitete Verlautbarung der Presse-stelle des Vogelsbergkreies vom 12.06.2017 (Titel: "Gesundheitsdezernent Dr. Mischak lobt gute Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda") enthält einen Satz, der durch besondere Unsensibilität gegenüber den Sorgen und Nöten dementer Menschen und ihrer pflegenden Angehörigen hervorsticht. Es heißt dort:

„Demenz ist ein schleichender Prozess“, sagte Dr. Jens Mischak, „die Angehörigen können sich dementsprechend mitentwickeln.“

Wie ist so etwas möglich? Natürlich setzen die Symptome demenzieller Erkrankungen (Die Demenz gibt es nicht!) oft fast unmerklich ein und werden dadurch lange (in 97 Prozent der leichten und 50 Prozent der mittelschweren Fälle!) ignoriert oder verharmlost. Wenn sich die Frage einer Entlastung pflegender Angehöriger stellt, haben Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten, psychische Störungen oder auffälliges Verhalten der zu Pflegenden aber bereits ein Ausmaß angenommen, dass es nicht mehr ausreicht, sich als Angehöriger "schleichend mitentwickelt" zu haben. In dieser Situation bedarf es ganz konkreter Angebote (siehe z.B. die unter "Angehörigenarbeit" fallenden Maßnahmen oder die nichtmedikamentöse Therapie für Alzheimerkranke), für die bestimmte personelle und institutionelle Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Denn nur unter den Bedingungen ausreichender Versorgungsstrukturen lässt sich der Anspruch einlösen, die Grundbedürfnisse der Demenzpatienten sowie ihr Recht auf Selbstbestimmung bestmöglich zu berücksichtigen, sie vor Gewalt, Zwang und demütigender  Behandlung zu schützen und sie ausreichend am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Kluge Ratschläge auf der Ebene von Tipps**) oder mitfühlende Rhetorik sind kein Ersatz für konkretes politisches Handeln. Wann endlich will man das Notwendige tun? Um den Zynismus der obigen Bemerkung nachvollziehen zu können, empfehle ich die Sendung "Hart aber fair" vom 12.06.2017 in der ARD-Mediathek.

Ein Blick in den Koalitionsvertrag 2016-2021 zwischen CDU und SPD verrät, dass "Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis" und damit die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen bestenfalls ein Randthema sind. So heißt es unter III Gesundheitsvorsorge  lediglich:

"Ziel der Koalition ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes für den Vogelsbergkreis, das die haus- und fachärztliche Versorgung, Krankenhäuser, Pflege, Demenz, die palliative Versorgung, den Bereich Hospiz und Fragen der Mobilität umfasst."

Unter IV. Familie, Senioren, Gleichstellung und Inklusion liest man:

"Die Stärkung der Familien mit Blick auf alle Generationen ist ein wichtiges Anliegen der Koalition. Der bewährte Weg der Vernetzung haupt- und ehrenamtlich Tätiger im Bündnis für Familie im Vogelsbergkreis wird fortgesetzt mit dem Ziel, den Landkreis familienfreundlicher und für junge Paare, Familien und Alleinerziehende attraktiver zu machen."

Alte Menschen mit beginnenden Einschränkungen der Alltagskompetenz oder Demenz und pflegende Angehörige spielen im Konzept der "Stärkung der Familien mit Blick auf alle Generationen" explizit überhaupt keine Rolle. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Koalitionsvertrag die Ankündigung enthält, den Kreisseniorenbeirat zu unterstützen, zwecks Koordination zwischen Kreisseniorenbeirat und Kreisverwaltung bzw. Kreispolitik die Funktion einer/eines Kreisseniorenbeauftragten einzuführen sowie den seit 2010 bestehenden Pflegestützpunkt als neutrales und kostenloses Beratungsangebot  für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige mit dem Ziel aufrecht zu erhalten, "dass Pflegebedürftige möglichst lange im gewohnten Umfeld leben können".  

Laut Hessischer Gemeindestatistik von Februar 2016 leben im Vogelsbergkreis 105.763 Einwohner_Innen. Nach einer Pressemitteilung des BMFSFJ vom 04.04.2017 gehört bereits heute jeder Vierte der Generation 60 Plus an. Das wären im Vogelsbergkreis deutlich über 26.000 Menschen. Die Zahl der Pflegebedürftigen im Vogelsbergkreis wird laut Hessischer Pflegestatistik für 2007 bereits mit 4.162 angegeben. Allerdings werden nur die Bezieher von Leistungen aus der Pflegeversicherung im Alter von 65 Jahren aufwärts statistisch erfasst. Experten gehen hier - ähnlich wie bei den Empfängern von Grundsicherung - von einer hohen Dunkelziffer aus, d.h. einem erheblichen Prozentsatz von Personen, die trotz bestehender Pflegebedürftigkeit keine Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen bzw. jünger als 65 Jahre sind. Leistungen der Pflegeversicherung, die speziell zur Entlastung pflegender Angehöriger gedacht sind, werden von 80 Prozent der Anspruchsberechtigten (das sind immer die Pflegebedürftigen selbst!) nicht in Anspruch genommen. Allein hieraus lässt sich auf eine horrende Dunkelziffer bei der Zahl Pflegebedürftiger schließen. Diese könnte leicht fünf- bis zehnmal so hoch sein wie oben angegeben.

Landrat Görig spricht aktuell von ca. 1.500 Landkreisbewohnern mit Demenz. Berücksichtigt man die allgemein katastrophale Datenlage sowie die oben bereits dokumentierte Tatsache, dass 97 Prozent der Fälle von leichter und 50 Prozent der Fälle von mittelschwerer Demenz weder von den Angehörigen noch von den behandelnden Ärzten erkannt werden,  dürfte die Zahl der Betroffenen aktuell deutlich höher liegen! Zudem ist im kommenden Jahrzehnt bei der Gruppe Pflegebedürftiger mit und ohne Demenz von einer stark steigenden Tendenz auszugehen. Ursache ist nicht nur die Neudefinition des Begriffs der Pflegebedürftigkeit. Schuld ist vor allem die laut Modellrechnung zur regionalen Bevölkerungsentwicklung des Statistischen Landesamts bis 2030 deutlich veränderte Altersstruktur der Bevölkerung. Hessenweit wird sich demnach die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren von 1,239 Millionen im Jahr 2014 auf 1,628 Millionen im Jahr 2030 vergrößern. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre - und damit der verstärkt von Demenz Betroffenen - nimmt um über 50 Prozent zu (von 329 000 auf rund 500 000 bzw. von 5,4 auf 7,9 Prozent). Bei der regionalen Entwicklung des Durchschnittsalters schießt der Vogelsbergkreis den Vogel ab. Hier wird die Bevölkerung im Durchschnitt am ältesten (50,7 Jahre) sein und damit auch die höchste Zahl an Hochbetagten/Dementen aufweisen.

Die aktuelle Zahl der pflegenden Angehörigen ist der Kreisverwaltung unbekannt (keine statistische Erfassung). Dasselbe gilt für die besondere Problemgruppe der allein lebenden Personen ohne pflegerische Unterstützung durch Angehörige. Vor allem, wenn diese arm sind, leiden sie unter zusätzlichen Beschränkungen ihrer Selbstbestimmungs- und Teilhabechancen. Auch über die Zahl der Bürger im vorgerückten Alter, die zur Bewältigung ihres Alltags bereits regelmäßig fremde Hilfe in Anspruch nehmen müssen oder müssten, aber kein Angebot an haushalts- und alltagsnahen Dienstleistungen vorfinden bzw. sich dieses aufgrund von Altersarmut nicht leisten können, bestehen bei Politik und Verwaltung keine konkreten Vorstellungen. Damit fehlen wesentliche Daten, um die für ein "gutes Leben mit Demenz" bzw. zur Abwendung des Risikos eines Lebens in unwürdigen Verhältnissen notwendigen Versorgungs- strukturen überhaupt einschätzen zu können. Man weiß aber eines oder müsste es zumindest wissen: In den nächsten zehn Jahren wird die Anzahl der dementen oder anderweitig unterstützungsbedürftigen Hochbetagten dramatisch ansteigen, während der Altersdurchschnitt der nächstfolgenden Generation, die in aller Regel die häusliche Betreuung und Pflege durch Angehörige leistet, einen Höchststand erreicht, was sich auf die Bereitschaft zur Übernahme von Pflegeaufgaben sowie auf die hierzu notwendige gesundheitliche Belastbarkeit zunehmend negativ auswirken muss.

Von daher besteht nicht der geringste Grund, sich auf selbst herbei geredeten Lorbeeren auszuruhen, die Versorgungssituation im Vogelsbergkreis künstlich schön zu reden und Realität am Ende nur noch - Postdemokratie und postfaktisches Zeitalter lassen grüßen - im Rahmen eigennütziger PR-Strategien "imaginieren" zu wollen. Die Geduld der Betroffenen ist irgendwann einmal erschöpft, und es kommt vielleicht demnächst vermehrt zu Taten wie dieserVorerst ist mit Frau Prof. Herwig Birg (nein, die ist nicht von der Hochschule Fulda!) folgendes ernüchternde Fazit zu ziehen: 

>> Ein in New York lebender, international bekannter Demograph hat über die deutsche Politik geurteilt, sie verhalte sich nach dem Prinzip: „Wo keine Lösung ist, ist kein Problem“. - In unserem Land ist offenbar auch die demokratische Gesellschaftsordnung keine Garantie dafür, daß sich die geschichtlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts nicht auf neue Weise im 21. Jahrhundert fortsetzen. <<

Arbeitshilfen
für die Neuformatierung des Projekts "Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis" (Machbarkeitsstudien sind machbar, Herr Nachbar!)

 Demokratie im Zeichen von Lobbyismus und Expertokratie
 Gestärkter Staat nach der Finanzkrise?
 EU mit neuer Finanzblase?
Demografiestrategie des Innenministeriums
 Placebo-Politik (Video)
 Bürgerferne der "Volksvertreter", Bürgerbeteiligung als potemkinsches Dorf
 "Wo keine Lösung ist, ist kein Problem" - Das postdemokratische Paradox
 Von der Entmachtung der Kommunen zur (nur noch) medialen
      Inszenierung von Politik
Die "kommunale Familie" in Hessen
Hessische Kommunalverfassung
 Aufgabenarten und Gestaltungsspielräume (kommunale Selbstverwaltung)
 Das Konnexitätsprinzip auf dem Prüfstand
 Kommunale Finanzen und Aufgabenerfüllung in Hessen
 Kommunaler Gestaltungsauftrag im ländlichen Raum
 Sozioökonomische Herausforderungen der Kommunalpolitik
Finanzielle Bürgerbeteiligung zur Sicherstellung kommunaler Leistungserbringung
Arnsberger Lernwerkstatt - Handbuch für Kommunen
Voraussetzungen für eine gelingende kommunale Altenpolitik (Präsentation)
Kommunale Alten- und Seniorenpolitik (Wegweiser Kommune)

 Hilft Aufklärung gegen Fake News (Hörfunkbeitrag von WDR5)
 Faked Science - Über Manipulation und Betrug in der Wissenschaft
 Tricksen, Täuschen, Fabulieren - Betrug in der Wissenschaft
 Forschungsbetrug: Es geht zu wie bei der Mafia
 Dr. Schwindel und Prof. Schmu
 Zum Verhältnis von Wissenschaft und Politikberatung
 Absurditäten der Forschungsförderung
 "Allzu oft gibt es Gefälligkeitsgutachten und Auftragsforschung"
 Forschungsförderung: Fälschungen, Betrug und Konkurrenz
 Irrelevante Themen, falsche Fragestellungen, unkorrekte Untersuchungen - Sind 85 Prozent der Forschung Müll?
 Quantitative vs. qualitative Forschung
 Keine gültigen Qualitätskriterien in der qualitativen Forschung


 Standortfaktor Bürgerengagement
 Vitalisierung der Demokratie durch Engagementförderung
 Bürgerschaftliches Engagement - Definition, Potenzial und Grenzen
 Die Demokratie als zivilgesellschaftliche Partizipationsgemeinschaft
 Differenzierung zwischen Partizipation und Engagement
 Zivilgesellschaftliches vs. bürgerschaftliches Engagement  
 Sorgende Gemeinschaften - Vom Leitbild zu Handlungsansätzen
 Soziale Betreuung in der Altenhilfe
 Quartiersbezogene Armutsprävention im Alter

 Pflege 2030 - Was ist zu erwarten, was ist zu tun?
 Kommunale Verantwortung und Verbraucherschutz in der Pflege
 Bürgerschaftliches Engagement in der Pflege (Perspektive 2030)
 Datenbank Pflegeforschung
 Bürgerschaftliches Engagement und sozialstaatliche Daseinsvorsorge
 Die sozialen Auswirkungen des Pflegeversicherungsgesetzes
 Wohlfahrtspluralismus und häusliche Pflegearrangements

 Demenz - Wir brauchen eine andere Persprektive
 Grundstein einer nationalen Demenzstrategie (Video)
 Inklusion von Menschen mit Demenz - Vision oder Illusion?
 Selbstbestimmt leben mit Demenz in der Kommune 
 Qualitätshandbuch Leben mit Demenz
Neue Forschungsergebnisse zu Bedürfnissen von Demenzkranken
 Betreuungskonzepte für Menschen mit Demenz I
 Betreuungskonzepte für Menschen mit Demenz II
 Betreuungskonzepte für Menschen mit Demenz III
 Demenz - Ein Handlungsfeld für die Gesundheitsförderung
 Keine Krankheit, sondern eine Alterserscheinung: Die Geschäfte der Demenz-Industrie
 "Keine Krankheit = keine Versorgung!" Gegenposition der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Besseres Leben mit Demenz in Deutschland (Lokale Allianzen, Video)
Über 500 Projekte für Menschen mit Demenz (Familienministerium)

 Netzwerke als Antwort auf komplexe Versorgungsfragen
 Zum Unterschied zwischen Netzwerken und Seilschaften
 Studie zu Demenznetzwerken in Deutschland
 10 Jahre KompetenzNetz Demenz Augsburg
 Evaluation zu Demenznetzwerken fließt in die Gesetzgebung ein
Regionale Demenznetzwerke verbessern die Situation der Betroffenen deutlich
 Leitfaden für den Aufbau und die Umsetzung von Demenz-Netzwerken
 Wissenspool für die Netzwerkarbeit
 Faktoren der Wirksamkeit von Demenznetzwerken

 Demenzkranke in häuslicher Versorgung
 Case-Management für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Effektivität und Effizienz des Case Managements in der ambulanten, sektorübergreifenden Basisversorgung Demenzkranker
 Gemeinsam für Menschen mit Demenz - Die Handlungsfelder
 Aushandlungsprozesse in häuslichen Pflegearrangements
 Moderne Haussklaverei - Schwarzarbeit bei Pflegediensten
 Bedingungen und Voraussetzungen zur legalen Beschäftigung osteuropäischer Haushaltshilfen/Betreuungskräfte/Pflegerinnen
CariFair - Beschäftigung von Pflegekräften im Haushalt der Pflegebedürftigen zu fairen Bedingungen
 Gewalt in der Pflege
 Möglichkeiten der Prävention gegen Gewalt in der Pflege
 Ruhig gestellt im Heim - mit bösen Folgen.
 Demenzkranke - Mit Tabletten ruhig gestellt
 Psychopillen statt Pflege in unseren Heimen
 Fixierungsalltag in Pflegeheimen
 Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in stationären Einrichtungen
 Elektronische Bewegungskontrolle für Menschen mit Demenz
 Technische Assistenzsysteme in sektorenübergreifenden Versorgungungsnetzwerken

 Patenschaft als besondere Engagementform
 Thema Demenz-Paten - Ideen und Beispiele
 Gemeinnützige Stiftung Demenzpaten
 Projekt Netzwerk kommunaler Demenzpaten
 Schulung zum Demenzpaten gestartet
 Zweite Schulungsreihe Demenzpaten in Lich
 Demenzpaten als Begleiter durch den Alltag
Projekt Demenzpaten in Augsburg

Agentur für niedrigschwellige Betreuungsangebote (Beispiel Bayern)
Demenz-Service NRW: Angebote zur Unterstützung im Alltag
Metastudie Haushaltsnahe Dienstleistungen
 Bedarf älterer und pflegebedürftiger Personen nach haushaltsnahen Dienstleistungen 
 Staatliche Förderung von Angeboten haushaltsnaher Dienstleistungen (ab S. 45)
 Förderung der Anbieter haushaltsnaher Dienstleistungen (ab S. 75)
 Förderung haushaltsnaher Infrastruktur
 Arbeitslose in der Demenzbetreuung
 Blogbeitrag: Alltagshilfen für noch nicht pflegebedürftige Senioren
 Handbuch Generationenhilfen
 Beschränktes Unterstützungspotenzial von Nachbarschaftshilfe-Projekten

 Versorgungsstrukturen und Wohnformen für Menschen mit Demenz
 Versorgungssetting ambulant betreute Wohngemeinschaft
 Forschungsbericht Ambulant betreute Wohngruppen
 Das Cantou - Alternative Wohnform für MmD (Frankreich)
 Demenzdorf - Das Konzept
Alternativen zu herkömmlichen Pflegeheimen (Niederlande)
 Teilzeit-WG im Wohnzimmer
 Pflegeoasen als Betreuungsform für Menschen mit schwerer Demenz
 Evaluation Pflegeoasen

 Video Berufsbild "Sozialbetreuer in der Altenhilfe"
 Video "Beruf Alltagsbetreuerin"
 Ausbildung "Betreuungsassistent_In"
 Video "Problem Betreuungsassistenten"
 Video Berufsbild "Alltagsbegleiter_In"
 Video "Unterwegs mit einer Alltagsbegleiterin"
 Betreuungskraft nach §87b SGB XI
 Qualifikationslehrgang zum Alltagsbegleiter
 Kostenlose Online-Pflegekurse und Demenz-Paten-Kurse im Auftrag von Krankenkassen
 Video "Senioren-Trainer"
 Kostenlose Schulungen der BAGSO
 Projekt Junge Seniorenbegleiter
 Netzwerk Pflegebegleitung Pilotprojekte
 Ehrenamtliche Pflegebegleiter
 Kurskompass des Projektbüros Pflegebegleiter
 Auftaktvideo "Demenz Partner" der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft
 Kompaktkurs "Demenzpartner werden" für Einzelpersonen


 Gesetzliche Betreuung (Berufsbetreuung)
 Alltag des Berufsbetreuers
 Berufsbetreuung - Weit verbreitete Irrtümer
 Blogbeitrag: Lücken im Betreuungsrecht
 Informationen zu den Risiken einer gesetzlichen Betreuung


 Alternative Wohnprojekte (Senioren) im Vogelsbergkreis
 Generationenhilfe-Projekte (Nachbarschaftshilfe) im Vogelsbergkreis
 Seniorenvertretungen im Vogelsbergkreis
 Bürgerbeteiligung im Vogelsbergkreis
 Karte Freiwilligenagenturen in Hessen 
 Karte "Lokale Allianzen für Demenz" (Projekte) in Hessen
 Regionaler Gesundheitsreport 2014 (kein neuerer verfügbar)
 Dokumentation der zweiten Vogelsberger Gesundheitskonferenz
 Thementreff Lauterbach

 Kostenloses Online-Beratungs- und Schulungsprogramm für Angehörige von Menschen mit Demenz 
 Online-Beratung der Caritas für pflegende Angehörige
 Demenz Forum (Informationen über Demenz im Netz)

Presse/Öffentlichkeitsarbeit:

 Focus regional vom 14.07.2017
 Firmenpresse.de
 businesspress24
 OpenPR.de
FairNews
⏩ Online-Artikel.de
⏩ Presse Anzeiger.de
News4Press
Lageplan Freiwilligenzentrum Ulrichstein (Google)

____________

*) Neuerdings propagiert man ein vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gefördertes Projekt "Beratung zur Gesundheitsförderung von Müttern, Vätern und Pflegenden" (zwei Beratungsstellen der Diakonie Vogelsberg in Alsfeld und Lauterbach). 

**) Hier eine Linkliste zu derartigen Tipps für Demenzkranke und pflegende Angehörige

Kommentare