Gereimte Ungereimtheiten


"Gutes Leben mit Demenz im Vogelsbergkreis" - So war eine Veranstaltung des Aufgabenfelds Pflege und Gesundheit im "Bündnis für Familie" des Vogelsbergkreises am 23.05.2017 überschrieben. Leider entsprachen die vorgestellten "Forschungs"-Ergebnisse einer Studierenden-gruppe in keiner Weise dem "Ernst der Lage", d.h. den Erfordernissen einer verbesserten Daseinsvorsorge in unserer Region. Das "Medienecho" (oder besser: selbst verfasste Eigenlob der Veranstalter) veranlasste mich zu den nachfolgenden Spottversen, die mit Augenzwinkern gelesen werden sollten. In einem weiteren Post versuche ich jedoch - man ist schließlich nicht nur Dichter, sondern auch Denker und kennt aus der Fachliteratur die Schicksale nicht nur der zu viel, sondern auch  der zu wenig Gelobten - herauszufinden, wie auf der Grundlage der bisherigen Arbeit im Aufgabenfeld trotzdem noch sach- und ergebnisorientiert weitergearbeitet werden kann. Denn die Herausforderungen bleiben.

Richtig wichtig

Gutes Leben mit Demenz
das gibt's jetzt auch im Vogelsbenz (äh, ...berg).
Am Beispiel E-Mobilität
konnt' man schon früher seh'n, was geht, 
(nutzt man das richtige Gerät).

Damit Projekte Eindruck schinden,
muss man mit Forschung sie verbinden.
Die macht dann Mücken relevant 
wie sprichwörtlich den Elefant
(allein durchs passende Gewand).

Am Ende zählt nicht wie und was,
sondern im Gegenteil nur, dass
man sich selbst lobet hessenweit

Merke:

Es spiegeln sich die hohlen Phrasen 
am schönsten noch in Seifenblasen.


Märschenhafter Vogelsbärsch

Das Landkreis-Ranking hat's gezeigt:
Den Aufstieg schafft, wer fleißig geigt,
die Trommel schlägt und ins Horn tutet
bis dass uns der Gehörgang blutet.
Vor allem das Sich-selber-Loben
bringt den VB schrittweis' nach oben.
So gibt man Gas bei der Verbreitung
von guter Kunde in der Zeitung.
Erstaunlich ist, ganz ohne Frage
bei Wohlstand und sozialer Lage
der Platz ganz weit vor Frankfurt/Main.
Ja. kann denn sowas wirklich sein?
Mein Tipp: Lasst euch nur nicht verwirren,
durch den Vergleich "Äppel mit Birren".

So ist auf wirklich gutem Wege
im VB nur die Imagepflege.
Was da die Pressestelle schafft
ist ohne Zweifel märchenhaft.
Spiegelein, Spieglein an der Wand,
fast nimmt das Selbstlob überhand.
Mit Rattenfängers Flötentönen
lässt sich das Ärgste noch verschönen.
Und ganz umsonst sind wahrlich nicht
Windbeutel hier 's Nationalgericht:
in Form von "Beulches" mal zum einen
und auch die Windkraft, will mir scheinen,
bringt unterm Strich nur etwas ein
mit Hilfe von Windbeuteleien.

Auch daran gibt's nicht viel zu deuteln:
Der Wind weht hier aus leeren Beuteln.
Und der Kassenkreditbedarf
verschärft nur, was schon früher scharf.
Im Vogelsbergkreis geht es zu
wie bei besagtem Känguru,
das - obwohl völlig abgebrannt - 
die Kraft zu großen Sprüngen fand.
Oder war'n es nur große Sprüche?
Es ist wie in Dornröschens Küche:
Den Küchenjungen traf der Schlag
des Kochs exakt erst an dem Tag
als man nach 100-jähr'gem Schlaf
sich jetzt in Echtzeit wiedertraf.

Hi, welcome to reality.
Zu spät ist's dafür praktisch nie,
dass man den Kopf, nun bei Verstand,
wieder herauszieht aus dem Sand,
was allerdings recht schwer soll sein,
steckt dieser in Vulkangestein.
Bei alledem gebricht's uns leider
- wie in "Des Kaisers neue Kleider"
von Hans-Christian Andersen -
an couragierten Andersden-
kenden, die uns spontan verkünden
wenn sie etwas als Fake empfinden.


Noch ist kein Fake so fein gesponnen,
dass man sich darin könnte sonnen.


Yes, we (Vul)can

Es war einmal auf dem Vulkan
Da sprach man zwei Demente an.
Sechzehn Studenten wollten wissen,
ob diese dort etwas vermissen.

Das diente der Ist-Analyse.
Stolzes Ergebnis: Ja, auch diese
Patienten sind stets hoch erfreut,
wenn man sie hinlänglich betreut.

Die Schilderung der Situation
gelang ganz ohne Unterton
von Vorhalt oder gar Kritik.
So zeigte der entschärfte Blick

im Fall von gerade mal zwei Fällen,
dass Gutes lässt die Freude quellen.
Denn fragt man so, wie sich's gehört, 
erfährt man nur, was keinen stört.
Behörden macht Kritik verdrießlich
und Politik erwartet schließlich,
dass an die Öffentlichkeit nur dringt,
was reichlich Wählerstimmen bringt.

Zum Dank erhält man viel Applaus
samt Buchgutschein und Blumenstrauß.
Und auf ein Standfoto gebannt
verbreitet sich's im ganzen Land.
landauf, landab - genau so sauf
ich es mir schön bis an das Grab.

                                                                                                                            
Schreck mit Roy Black
(zu singen nach der Melodie "Ganz in weiß")

So ein Scheiß, doch ohne Blumenstrauß
oder Buchgeschenk geht niemand hier nach Haus.
Ganz verstört schau ich im Kreis mich um,
denn wieder redet man um das Problem herum.
War auch der Anspruch recht ambitioniert,
hat das Ergebnis leider doch frustriert.
Refrain (zweimal wiederholen):

Powerpoint an jeder Wand,
doch bürgt das nicht für Sachverstand,
so ein Scheiß für einen Blumenstrauß.


Hymnus montis avium


Herr A lobt B,
Frau B lobt C,
das ist des Lobens ABC,
nach dem lobt man
im Vogelsberg
sich ständig über'n grünen Klee.

Dann lobt man sich
noch überkreuz
sowie nach Strich und Faden.
Auch alle Medien
der Region sind
hierzu eingeladen.

Doch nicht genug da-
mit, es setzt für die
Kultur des Lobens
'ne weitere Belobigung,
diesmal von gaaanz
weit obens.

Nun ist die Welt des
Lobes voll, nichts wär'
mehr zu erörtern.
Das Publikum ist
schon wie toll von all
den Lobeswörtern.

Selbst wer von die-
ser Politik am här-
testen betroffen,
den macht das
ewige Hurra am
Ende sturzbesoffen.

Es hipt der Flashmob
hemmungslos und hopt
immer gestörter.
Nun fehlt nur noch das
Ritterkreuz mit Ei-
genlob plus Schwerter,

sowie in Platin
und besetzt mit
funkelnden Brillanten.
Das Ganze nennt sich
schlicht PR in all
ihren Varianten.

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